Tafel der Agia Sofia

Projekt 4 : Tafel der Agia Sofia

Jeder der sich ein klein wenig mit dem orthodoxen Totengedenken auskennt, weiß, dass im Rahmen der heiligen Liturgie ein Opferbrot zur Kirche gebracht wird mit einem Zettel, auf dem der Name des Verstorbenen geschrieben ist. Dieses wird dem Priester übergeben. Später, meistens kurz vor dem Ende der Liturgie, wird ein „Trisagion“ gelesen und die anwesenden Angehörige und Freunde halten Kerzen in den Händen. Nach der Segnung werden die dargebrachten Gaben (meistens sind es gekochte Weizenkörner, vermischt mit Trockenfrüchten(Kollywa)) an die Gläubigen verteilt.

Bei der Agia Sofia in Heraklion wird dieser Brauch, wie wir inzwischen erfahren haben auch bei anderen Kirchengemeinden, abgewandelt.

Seit 1997 erfolgt hier eine Essensausgabe an ältere, notleidende Menschen. Inzwischen ist das Klientel der Betroffenen nicht mehr auf Ältere beschränkt, und so werden täglich 60 Portionen Essen von Freiwilligen zubereitet und an die Bedürftigen der Umgebung verteilt. Der Speiseplan steht immer für zwei Wochen fest. Jetzt obliegt es jedem, der einem verstorbenen Menschen gedenken möchte, sich einen Tag auszusuchen, bei der Köchin Frau Eleni anzurufen und die Zutaten, die benötigt werden zu erfragen. Als wir dort anriefen erfuhren wir, dass an unserem Besuchstag, es war der 04. Mai, Hase mit Nudeln auf dem Plan stand.

Also ließen wir uns vom Metzger sechzig Portionen Hase zuschneiden, erwarben 12 kg Nudeln, 2 Kg Zwiebeln, Salz, Pfeffer und 2 Liter Olivenöl, gaben dieses am Vortag ab und kamen am nächsten Tag kurz vor zwölf Uhr ins Zentrum Kalos Samaritis (Guter Samariter). Auf einem kleinen Tisch war neben den mitgebrachten Süßigkeiten auch symbolisch ein Teller mit der Mahlzeit des Tages aufgestellt. Viele der Anwesenden hielten brennende Kerzen in der Hand und der Pfarrer segnete das Essen und gedachte der Verstorbenen. Bewusst hatten wir uns an diesem Tag sehr dezent angezogen und trotz unserer sehr schlichten Bekleidung sahen wir nicht nur in den Augen sondern auch in der Bekleidung der Menschen, die hier ihre einzige warme Mahlzeit des Tages mitnehmen, wie die Armut ihre Zeichen setzt. Eine Frau mittleren Alters hatte versucht, mit einem Schal die Löcher in ihrer Bluse zu kaschieren. Eine andere hatte ein Kopftuch tief im Gesicht, um unerkannt zu bleiben, da der Stolz dieser Menschen unglaublich groß ist, die Not jedoch deutlich stärker. „Angst essen Seele auf“ heißt es im Meisterwerk von Fassbinder, hier sahen wir, wie die Not das Selbstwertgefühl zerfrisst. Es war nur eine Mahlzeit für sechzig Bedürftige, ein Tropfen auf einem heißen Stein ist jedoch besser als nichts.

Selbstverständlich können hier auch Nichttrauernde helfen.

Wenn Sie hierfür spenden möchten, können Sie dies unter Angabe des Verwendungszwecks „Agia Sofia“ auf das Konto der Kretahilfe e.V. tun.

Möchten Sie vor Ort eine Mahlzeit spenden, stellen wir gerne den Kontakt her.

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