Medizinische Versorgung für nicht versicherte Menschen

Projekt 2: Soziale Arztpraxis in Heraklion

In einer Seitengasse der alten Universität befindet sich diese Praxis.
Das Koinonikon Iatrio Irakliou (soziale Arztpraxis Heraklion, www.koinoniaher.gr)

In der sozialen Arztpraxis arbeiten ausschließlich Ehrenamtliche, von der Sekretärin bis hin zu Apothekern und Ärzten. Es ist kein Krankenhaus für Akutfälle, sondern eine Einrichtung für Nachsorge und chronisch Kranke. Es werden hier Menschen unentgeltlich behandelt, die Medikamente brauchen und sich diese nicht leisten können.

Bis vor einigen Jahren waren dies ausschließlich Asylanten und andere bedürftige Ausländer, aber inzwischen suchen überwiegend Griechen diese Praxis auf. Die Ärzte schreiben die nötigen Rezepte aus, die Medikamente werden in der sich dort befindenden Apotheke kostenlos abgegeben.

Nach einem Telefonat mit der Sekretärin Liana M. sandte sie uns eine Liste der Medikamente, die am wichtigsten benötigt werden. Sie gab uns auch die Nummer der Apotheke, die für Rückfragen zuständig ist, und so besorgten wir Medikamente (Wert ca. € 300.–), die wir am 04. Mai persönlich vorbei brachten. In erster Linie Herz-Kreislauftabletten, Tabletten gegen Diabetes, etc.

Giannis S., ein Mittfünfziger, der früher ein Spielzeuggeschäft führte, zeigte uns die Räume, und wir erblickten in den Augen der wartenden Patienten Hoffnungslosigkeit und Trauer.
Die Räume der Praxis sind karg ausgestattet. Sicherlich würde sich keine Frau in Mitteleuropa auf den von uns vorgefundenen Gynäkologischen Stuhl setzen. Auch die Einrichtung und Geräte der Zahnarztpraxis sind hoffnungslos überaltert.

Die Medikamente wurden durch den Mitgliedsbeitrag, die eingegangenen Spenden und den Erlös unseres Buches „Kreta mit allen Sinnen“ ermöglicht.

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Am 22. Juli 2016, 10:30 Uhr: Vor dem Koinonikon Iatrion waren nur wenige Menschen zu sehen.
An den Vormittagen kommen nur Patienten, die zu einer Nachuntersuchung bestellt sind.
Das Treiben war nicht so heftig wie bei unserem letzten Besuch Ende April.
Wir hatten dieses Mal einen Mix von Medikamenten. Wir hatten welche aus Deutschland mitgebracht und noch welche vor Ort gekauft.
Die Apothekerin Frau Katerina, bei der wir die Medikamente hier in Heraklion besorgen, begrüßte uns voller Freude und berichtete, dass sie gerade von einer Kollegin angerufen worden war, weil bestimmte Medikamente in der sozialen Arztpraxis ausgegangen sind und diese dringend benötigt werden. Diese Medikamente haben wir dann eingekauft.
In der Praxis angekommen, erzählte uns die Sekretärin von zwei aktuellen Fällen vom Vortag. Eine Frau war ins Koinonikon Iatrion gekommen, die eine Augenoperation hinter sich hatte und dringend Cortison benötigte, das jedoch bei der sozialen Arztpraxis gerade nicht vorhanden war. Sie ließ sich auf den Boden fallen und heulte lauthals. Schlussendlich hatte man in der Stadt angerufen und eine Apotheke ausfindig gemacht, die dieses Cortison spendete. Eine andere Frau kam und berichtete, dass ihr Mann aus dem Krankenhaus entlassen worden ist und dringend bestimmte Tabletten braucht. Wenn sie das Rezept in der normalen Apotheke einlöst, kostet das € 5,50. Dieses Geld hat sie aber nicht. Und da sie auch kein Geld für eine Busfahrkarte hatte, war diese Frau (Siebzig plus minus zwei Jahre alt) eineinhalb Stunden in die soziale Arztpraxis gelaufen in der Hoffnung, das Medikament zu bekommen. Natürlich musste sie den Heimweg auch zu Fuß zurücklegen.
Zwei kleine Beispiele, wie auch jede kleine Spende die richtigen Adressaten findet.

Danke an alle Freunde und Helfer!

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